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Zukunft der Elektromobilität

Mittwoch | 18.01.2023

Rhön- und Saalepost vom 18.01.2023

Nach langjähriger und bisweilen zäher Anlaufzeit scheint der Boom für Elektroautos ins Rollen zu kommen. Immer öfter ziehen Autofahrerinnen und -fahrer den elektrischen Antrieb oder einen Hybrid dem Verbrenner vor. Doch die klassischen Diesel und Benziner werden trotzdem noch lange das Straßenbild in Deutschland und der ganzen Welt prägen. In der Jakob-Preh-Berufsschule diskutierten Schülerinnen und Schüler der Zweige Fahrzeugtechnik und Kraftfahrzeug-Mechatronik mit dem Leiter des Technologietransferzentrums Elektromobilität, Professor Ansgar Ackva, über die Zukunft des Autofahrens.

Mehr als einhundert Jahre lang war der Verbrennungsmotor das bevorzugte Mittel der Wahl in Sachen automobiler Antriebstechnik. Jetzt, im beginnenden 21. Jahrhundert, geht der Stern des Verbrenners langsam unter. Der Elektromobilität gehört die Zukunft, so jedenfalls sehen es derzeit Automobilhersteller und vor allem auch die Politik. Doch ist das tatsächlich der Weisheit letzter Schluss? In der Jakob-Preh-Schule diskutierten Schülerinnen und Schüler zweier Klassen der Fachschule für Fahrzeugtechnik sowie die Klasse des dritten Lehrjahrs für Kfz-Mechatronik mit Ansgar Ackva zwei Stunden lang über Vor- und Nachteile der jeweiligen Antriebstechnik mit Blick in die Zukunft.

Strom vom eigenen Dach

Ansgar Ackva gab zunächst einen Einblick in den derzeitigen Stand der Elektromobilität mit besonderem Fokus auf die Stromgewinnung. Schließlich wird das Fahren mit dem Elektroauto erst dann umweltfreundlich, wenn das E-Auto auch mit Strom aus erneuerbaren Energien geladen wird. Das wäre das große Plus des Elektroautos gegenüber dem Verbrenner. "Der Fahrzeugbereich ist heute noch zu mehr als 90 Prozent von Mineralölimporten abhängig", sagt Ackva. Gerade in der aktuellen Situation in Europa ein Punkt, über den es nachzudenken gilt.

Als Idealziel bezeichnete Ackva die Möglichkeit, Strom selbst auf dem Hausdach zu erzeugen und damit das moderne Elektroauto zu laden. Zwar gebe es immer mehr (neue) Häuser mit den dafür notwendigen Voraussetzungen, doch das sei immer noch die Ausnahme. "So weit sind wir einfach noch nicht", sagte Ackva. Vor allem nicht in den Städten und den dort doch arg begrenzten Möglichkeiten, ausreichend Photovoltaikanlagen auf Dächern errichten zu können. Genau hier sieht Ansgar Ackva jedoch Möglichkeiten für den ländlichen Raum. "Elektromobilität ist eine große Chance für den ländlichen Raum, wenn der Strom selbst erzeugt wird", so der TTZ-Leiter. Dass E-Autos reine Stadtautos sind, will der TTZ-Leiter so schon lange nicht mehr stehen lassen.

Aber es gibt auch andere Stimmen: "Elektroautos werden heute hoch gelobt als das Maß der Dinge", verlautete es aus dem Plenum der Berufsschüler in der Diskussion mit Professor Ackva. "Das sind sie aber nicht!" Kritisch merkten die Schüler an, dass sich die autoherstellenden Länder mit dem Elektroauto in neue Abhängigkeiten begeben, Stichwort Quellen von Lithium und Kobalt, um nur zwei Beispiele zu nennen. "Machen wir uns da nicht genauso abhängig wie bei Erdgas und Öl aus Russland?", war eine der Fragen. Und wären da nicht synthetische Kraftstoffe (E-Fuels) für die ausgereiften Verbrennungsmotoren die sinnvollere Lösung? Nein, zeigt sich Ansgar Ackva überzeugt. Allein schon wegen des hohen Energiebedarfs für die Herstellung dieser alternativen Kraftstoffe.

Aufwändige Produktion

Oder Wasserstoff? Auch dieser muss erst aufwändig produziert werden, bevor er das Elektroauto antreiben kann. Für das klassische Auto würde Ansgar Ackva den Elektromotor präferieren, die Wasserstofftechnik sieht er eher bei großen Fahrzeugen wie Lastkraftwagen.

Der Möglichkeiten künftiger und umweltfreundlicherer Antriebe gibt es folglich zahlreiche. Ob sich allerdings etwas am grundlegenden Problem der immer weiter ansteigenden individuellen Mobilität in immer größer werdenden Autos ändert, und ob jede und jeder Einzelne stets mit dem Auto unterwegs sein muss, steht auf einem ganz anderen Blatt.

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