Berufsinformationstag "Jugend & Beruf"
Rhön- und Saalepost vom 01.04.2019
Bad Neustadt. Alles fließt, heißt es so schön - und so hat sich im Ausbildungsbereich nicht nur das Verhältnis von Angebot und Nachfrage umgekehrt, auch die Interessenlagen und die Informationswege der Schüler haben sich geändert. Wie in allen Lebensbereichen spielt auch hier das Internet eine Rolle. Ist dann eine Informationsveranstaltung wie "Jugend und Beruf" überhaupt noch zeitgemäß, erkundigten wir uns bei Besuchern der Wirtschafts- und der Berufsschule.
Rein quantitativ scheint sich nicht viel zu den 22 vorausgehenden Informationsveranstaltungen geändert zu haben. Einige Schauräume sind wie jedes Jahr gefüllt, vor allem die verschiedenen Kleinindustrieroboter, die Lehrlinge in ihren Ausbildungswerkstätten gebaut haben, ziehen magnetisch an. Andere eher nüchtern und nur mit Plakatwänden ausgestattete Stände werden weniger frequentiert. Aber egal wie die Aussteller sich präsentieren, bringt ein Besuch bei ihnen überhaupt etwas, fragten wir Jugendliche.
Das Urteil bei allen Befragten ist ein eindeutiges "Ja". Maja Müller aus Heufurt und ihre Freundin Lisa Bergmann aus Sondheim/Rhön heben besonders die "gute Atmosphäre" hervor. "Hier informieren uns Gleichaltrige, weshalb man sich besser versteht", meinen beide übereinstimmend.
In der Schule beschäftigten sie sich zum ersten Mal mit dem Thema berufliche Zukunft. Das Internet spielt auch eine Rolle, ist aber zweitrangig, beteuern sie. Hilfreich sind Gespräche mit den Eltern, die ja gewöhnlich einiges an Erfahrung haben, aber hier beim Informationstag erhält man noch detailliertere Informationen.
Julian Seufert aus Hohenroth schaut durchaus ins Internet, um sich Firmen oder Berufsbilder anzuschauen. Aber auch er hält das Gespräch mit den Gleichaltrigen an den Ständen für sehr wichtig. Schon zuvor wurde sich in der Schule mit dem Thema beschäftigt, etwa dadurch, dass sich Firmen im Unterricht vorstellten. So hat er auch schon eine ziemlich genaue Vorstellung, von dem was er einmal werden will, er schaut sich aber trotzdem gern bei anderen Ständen um.
Als Quelle für allgemeine Informationen findet Julius Fischer das Internet hilfreich, doch könne es nicht das persönliche Gespräch ersetzen. Er vertraut den Auszubildenden der Aussteller, die besser "rüberbringen", wie ihr Beruf aussieht.
Sein Vater Martin Fischer, der selbst einen Handwerksbetrieb in Unterwaldbehrungen führt, macht auf ein anderes Problem aufmerksam, mit dem er besonders zu kämpfen hat. Sein Betrieb liegt abseits der Routen des öffentlichen Nahverkehrs und ist daher für Jugendliche schwer zu erreichen, was häufig ein Ausschlusskriterium sei. Er setzt daher ein wenig Hoffnung auf den "Azubi-Shuttle", den der Landkreis einrichten möchte.
Niklas Schwarzmann aus Hohenroth hat dagegen ganz andere Kriterien, nach denen er seinen Beruf auswählt. Er will nur einen Beruf ergreifen, bei dem Teamwork an erster Stelle steht. Darüber kann er bei den Lehrlingen an den Ständen einiges erfahren. Das Internet brauche er dafür nicht. Natürlich muss der Beruf auch seinen Interessen entsprechen, das Finanzielle stehe dann erst an zweiter Stelle. "Vor allem muss der Beruf Spaß machen", sagt der Siebtklässler aus Hohenroth.
Wirtschaftsschulleiter Ralf Kaminski hat aber noch eine weitere Eigenschaft entdeckt, nach der Jugendliche ihre Favoriten bestimmen: das Ansehen des Berufs und des Betriebs. Daran müssen die Betriebe feilen, und der Informationstag sei eine Gelegenheit, sich gut zu präsentieren. Allerdings, so seine Kollegin Berufsschulleiterin Christine Götz in einer kurzen Begrüßungsrede zu Beginn, bei einer schwierigen Entscheidung könne der Informationstag für die Schüler nur ein "Wegweiser der beruflichen Zukunft" sein.