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Letzter Aufschlag als Exzellenzzentrum

Mittwoch | 24.04.2024

Seit Juni 2023 nimmt die Jakob-Preh-Schule an einer speziellen Projektart des Förderprogramms ERASMUS+ teil. Unter Federführung unserer finnischen Partnerschule wurde ein CoVE-Projekt initiiert (Center of Vocational Excellence), welches sich mit der Entwicklung von Unterrichtsmaterialien und Lehrmodellen rund um die Mobilitätswende beschäftigt. Als weitere Partner sind Berufsschulen, Hochschulen und Betriebe aus Finnland, Litauen, Estland, Lettland, Frankreich und den Niederlanden im Projektkonsortium vertreten.

Auf dieser Grundlage wurde unsere Schule zur Teilnahme an einem Podiumsgespräch zum Thema Exzellenzzentren der beruflichen Bildung (CoVE) eingeladen. Die Fragestellung „Zentren beruflicher Exzellenz in Europa – auch in Deutschland?!“ wurde zurecht aufgeworfen und bietet grundlegenden Gesprächsbedarf. Neben unserem Kollegen Luz Thron waren Vertreter anderer Bildungseinrichtungen aus Deutschland und der Schweiz sowie Amtsinhaber des Berufsverbandes vor Ort.

Sowohl die aktiven Teilnehmer als auch die Zuhörer, welche Stück für Stück in das Gespräch eingebunden wurden, waren sich in vielen Kernaussagen einig:

  • Vernetzung und zielgerichteter Austausch mit Partnern fremder Länder ist gewinnbringend.
  • Schüler sowie Lehrkräfte können dadurch profitieren und erfahren Motivation.
  • Unsere Nachbarländer betreiben ERASMUS+-Bemühungen intensiver als wir.
  • Die Struktur des deutschen Bildungssystems stellt zu oft eine Hürde dar.
  • Um dennoch international zu agieren, bedarf es eines hohen Maßes an Flexibilität und Mut zum Nutzen von Grauzonen.

OStR Thron hob in seinen Wortbeiträgen ebenfalls den Nutzen internationaler Kooperationen hervor. An der Jakob-Preh-Schule stellt die Möglichkeit eines Betriebspraktikums für Schüler im Ausland beispielsweise immer auch eine Art Belohnung von guten Leistungen dar. Dennoch legte er den Finger auch in offene Wunden: So zeigt sich im aktuellen Mitwirken am CoVE-Projekt ein Mangel an politischem Willen und personellen Ressourcen vor Ort. Wir können mit anderen Ländern nicht Schritt halten, bei denen Internationalisierung und Projektwesen auch an Schulen einen viel höheren Stellenwert genießen und mit entsprechenden Personalressourcen ausgestattet werden. Die weiteren Gesprächsteilnehmer berichten von ihren in Auslandskooperationen erlebten Erfahrungen, dass Verbesserungswesen und Weiterentwicklung in vielen europäischen Ländern dadurch schneller, flexibler und deutlich pragmatischer stattfindet. Während EU-Staaten von unserem Dualen Ausbildungssystem etwas lernen können, so können wir uns etwas von der Arbeitsweise und Organisation an Schulen abschauen.

Bezeichnenderweise wurde der Jakob-Preh-Schule nur wenige Tage nach dem Messeauftritt die weitere Teilnahme am CoVE-Projekt verwehrt. Die Förderrichtlinien der Europäischen Union setzen eine Rechtsfähigkeit der teilnehmenden Institutionen voraus, damit z. B. Personal für die Mitarbeit an CoVE-Projekten eingestellt werden kann. Da dies auf staatliche Schulen nicht zutrifft, muss die für das Podiumsgespräch gestellte Frage „Zentren beruflicher Exzellenz in Europa – auch in Deutschland?!“ folglich drastisch mit „Nein!“ beantwortet werden. Damit wird deutschen Schulen de facto die Möglichkeit genommen, an den interessanten und gewinnbringenden CoVE-Projekten teilzunehmen und analog zu ausländischen Bildungseinrichtungen von den hohen Fördersummen zu profitieren, die für diese Projekte bereitgestellt werden.

Dies sollte allen Handelnden zu denken geben! Für die involvierten Kolleginnen und Kollegen der Jakob-Preh-Schule war leider viel Mühe vergebens. Es bleibt nur die Hoffnung, dass der Einsatz und die angestoßenen Prozesse die Türen zur Teilnahme an europaweiten ERASMUS+-Projekten für die Zukunft aufstoßen konnten.

Teilnehmerverzeichnis „Zentren beruflicher Exzellenz in Europa – auch in Deutschland?!“,
didacta 2024 am 20.02.2024:

Daniel Kehl: Rektor Gewerbliches Berufs- und Weiterbildungszentrum St. Gallen (Schweiz) und EfVET Vorstandsmitglied

Stefan Nowatschin: Stellv. Bundesvorsitzender und Leiter Exzellenz-Netzwerk Berufliche Bildung Nachhaltige Entwicklung BvLB Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung e.V.

Hubert Romer: Geschäftsführer WorldSkills Germany e. V.

Prof. Dr. Dr. Thomas Schröder: UNESCO Lehrstuhl Berufspädagogik TU Dortmund

Luz Thron: Jakob-Preh-Schule Bad Neustadt an der Saale (CoVE)

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