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Vihdoinkin! Na endlich!

Mittwoch | 25.05.2022

Im Jahr 2018 wurde die Zusammenarbeit zwischen dem Bildungsinstitut Omnia aus Finnland und der Jakob-Preh-Schule wiederaufgenommen. Unter dem Deckmantel des ERASMUS+ Programms, welches durch Fördergelder der Europäischen Union subventioniert wird, erklärten beide Schulen die Absicht, Schülerinnen und Schüler des jeweiligen Partners zu Auslandspraktika zu begrüßen und sich um die organisatorische Abwicklung zu bemühen. So fanden im Jahr 2019 die ersten Mobilitäten statt, in deren Zuge uns vier Finnen besuchten und fünf Teilnehmer unserer Schule nach Finnland reisten.

Im März 2020 waren alle Planungen für den nächsten Austausch getroffen – Teilnehmer ausgewählt, Flüge gebucht, Unterkunft reserviert und Praktikumsbetriebe geplant. Doch dann kam die Corona-Pandemie und drei Tage vor Abreise musste alles schlagartig gestoppt werden. Zunächst wurde alles verschoben, schließlich dann abgesagt. Mit neuer Hoffnung planten wir und Finnland auch für 2021 wieder wechselseitige Auslandspraktika, doch Corona machte uns auch hier noch einen Strich durch die Rechnung und so konnte das zweite Jahr in Folge keine Mobilität durchgeführt werden.

Nach Wochen des Bangens war es dann am 01.04.2022 aber endlich soweit. Als wir die vier Finninnen und Finnen am Bad Neustädter Bahnhof in Empfang nahmen, waren auch die letzten Zweifel, dass es sich um einen Aprilscherz handeln könnte, verflogen. Drei Schüler von Omnia, zwei Kfz-Mechatroniker und ein Metallbauer, sowie die Lebensgefährtin eines Schülers freuten sich auf acht Wochen Auslandserfahrung in Bad Neustadt. Als Willkommensgeschenk hatten wir original finnisches Wetter bestellt – grauer Himmel, Nebel und Graupelschauer!

Nach freundlicher Begrüßung und Smalltalk erkundeten wir die Unterkunft unserer Gäste. Eine geräumige Ferienwohnung in Mühlbach war der ideale Ausgangspunkt für die anstehenden Aktivitäten. Kurz erklärten wir die wichtigsten Dos and Don`ts für das anstehende Wochenende, beantworteten dringende Fragen und verabredeten uns schließlich für den kommenden Montag an unserer Schule.

Dass so manche für uns selbstverständliche Angelegenheit für Gäste aus anderen Ländern nicht ebenso selbstverständlich ist, erfuhren wir bei unserem Treffen am Montag – und es sollte nicht die letzte interessante Erfahrung dieser Art sein. Völlig verzweifelt berichteten die Vier, dass sie sich am Tag zuvor - einem Sonntag - auf den Weg machten, um Lebensmittel einzukaufen. In Finnland ist das wohl ganz normal. Nachdem dann auch der vierte Supermarkt geschlossen war, dämmerte ihnen, dass es an diesem Tag wohl keine Einkaufsmöglichkeit mehr geben würde. Unter www.google.de fanden sie für ihre These auch schnell Bestätigung. So blieb ihnen nichts anderes übrig, als den Sonntag mit ein paar Bananen zu überbrücken. Zwei Teilnehmer griffen auch auf die international bekannte Notfallstrategie des goldenen M´s zurück. Ansonsten waren die ersten beiden Tage, Montag und Dienstag, an unserer Schule aber sehr gelungen. Die Finnen besuchten unter anderem zwei Schulklassen, tauschten Informationen zu Schulsystemen und Ausbildung aus und unterhielten sich über Themen, die für junge Leute in den nächsten Wochen eben von hohem Interesse sein könnten. Zum Abschluss der beiden Tage luden wir die Schüler zu Fränkischer Küche ein, welche sehr gut ankam und alle satt und zufrieden in den verdienten Feierabend gingen lies.

Am nächsten Tag, Mittwoch, startete dann der eigentliche Hauptteil des Aufenthalts – das Betriebspraktikum. Als wir die Schüler in der Aula empfingen, war uns schlagartig klar, weshalb das Reisegepäck uns schon beim Abholen am Bahnhof so spärlich vorkam. Arbeitskleider? Keine Spur! Sicherheitsschuhe? Hat wohl niemand erwähnt! Brotzeittasche? Braucht man in Finnland nicht! (überall gibt es Kantinen und in den Schulen sogar kostenloses, warmes Mittagsessen) Aber Gott sei Dank war auf deutsche Klischees Verlass und so konnten wir kurzerhand Ersatzkleider und -schuhe unserer Lehrkräfte nutzen, um die finnischen Schüler für die anstehenden Arbeitstage auszustatten. Die beiden Kfz-Mechatroniker (Rewan und Fabio) absolvierten ihr Praktikum bei VW Kehm und Opel Laudensack, der Metallbauer (Aleksi) startete bei Metallbau Engelmann in Wollbach und wechselte zwischenzeitlich zu Trost Stahlbau. An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an die teilnehmenden Firmen für die Bereitschaft und Unterstützung der ERASMUS+ Maßnahme. Die Praktika verliefen ohne Zwischenfälle und zur überwiegenden Zufriedenheit alle Beteiligten. Aus den Rückmeldungen der Beteiligten ließ sich entnehmen, dass die Unterstützung durch Auslandspraktikanten ein Gewinn für den Betrieb war und dass die Praktikanten sich an die Arbeitsintensität zunächst etwas gewöhnen mussten, dann aber viele Möglichkeiten zur Übung ihrer Fertigkeiten angeboten bekamen. Natürlich berichteten alle auch von der ein oder anderen Anekdote, die sich aufgrund der Verständigungsprobleme im Englischen ergeben hat.  Aber Übung macht den Meister und so spielten sich Abläufe und Kommunikation zunehmend ein. Somit war der Sinn des Projekts erfüllt und alle Mühen der Beteiligten zahlten sich letztlich aus!

Neben der Arbeit stand natürlich auch Land und Leute, Kultur, Kulinarik und Freizeitspaß auf der To-Do-Liste von Rewan und Saara, Fabio und Aleksi. So trieb es sie zu einigen Fahrradtouren, ins Schwimmbad, zur Autoschau nach Münnerstadt und weiteren netten Aktivitäten. Wie die Schüler selbst urteilten, waren die Ausflüge nach Würzburg und Bamberg aber absolute Highlights. Die Städte erkundeten sie auf eigene Faust und erhielten von uns im Vorfeld lediglich ein paar Anregungen oder Empfehlungen auf Basis eigener Erfahrungen. Zugegeben, um Städte zu besichtigen müsste man nicht nach Deutschland oder Bad Neustadt reisen. Deshalb durfte ein klassischer Rhöner Wochenendausflug nicht fehlen. Der sportlichste Kollege unseres Arbeitskreises schnappte sich also die Gruppe und wanderte den Kreuzberg hinauf zu einer zünftigen Brotzeit und zur Stärkung aus dem Steinkrug!

Nach acht Wochen, am 26.05.2022 begaben sich Rewan, Saara, Aleksi und Fabio auf die Rückreise nach Espoo/Finnland. Wir freuten uns sehr über die überwiegend positive Rückmeldung der Vier und bekamen nebenbei auch ein paar gute Ideen für die Betreuung zukünftiger Auslandspraktikanten. Denn das haben sie uns versprochen, Werbung für Bad Neustadt und die Jakob-Preh-Schule werden sie zurück an ihrer Schule gewiss machen.

Abschließend möchte ich noch vielen Dank für die geleistete Arbeit und den großen Einsatz an alle Mitglieder des Arbeitskreises ERASMUS+ aussprechen – Christina Ziegler, Mireen Küsel, Martin Eirich, Clemens Rauch, Andy Schelletter und Luz Thron. Und wir freuen uns mit Benjamin Niesner auf ein neues Mitglied in den kommenden Jahren.

Ensi kertaan – bis zum nächsten Mal

von StR Sebastian Tomm

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