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„State of the art“ bei Schleifprozessen

Montag | 14.11.2022

Bereits seit mehreren Jahren nutzt die Jakob-Preh-Schule die Schleifsoftware NUMROTOplus des schweizerischen Software-Herstellers NUM AG. Mit NUMROTOplus können Schleifprozesse computerunterstützt geplant, simuliert, auf die Maschine transferiert und schließlich abgearbeitet werden. Im Fokus steht hierbei das Schleifen oder Schärfen von Präzisionswerkzeugen wie Bohrer, Reibahlen oder Fräser. Um auf dem aktuellen Entwicklungsstand zu bleiben und zeitnah die neue Softwareversion 5.0 an der Jakob-Preh-Schule in Betrieb nehmen zu können, begaben sich Fachlehrer Dennis Ganz und Studienrat Sebastian Tomm zu einem dreitägigen Betriebspraktikum ins schwäbische Albstadt zur Firma GÜHRING KG. Mit GÜHRING KG besteht eine partnerschaftliche Beziehung, da man sich von der kooperativen Ausbildung der Präzisionswerkzeugmechaniker, gemeinsamen Tätigkeiten im Prüfungsausschuss und früheren Praktika kennt.

Los ging es am 02.11.2022 auf dem Werksgelände in Albstadt. Unser Referent Stefan Schairer, gleichzeitig Ausbilder bei der GÜHRING KG, begrüßte uns in den Räumlichkeiten der Ausbildungswerkstatt und wies uns kurzerhand in das Programm des anstehenden Praktikums ein – ehe er dann sinnbildlich den „Start“-Knopf drückte. Zunächst erklärte Herr Schairer uns den Aufbau des Programms, die Startbildschirme sowie die Möglichkeiten der Werkzeugbearbeitung. Die bereits aufkommenden Nachfragen beantwortete er nicht nur äußerst fachkompetent und ausführlich, sondern konnte an überdimensionalen Werkzeugmodellen plastisch die Auswirkungen des Schleifvorgangs aufzeigen und hatte immer ein passendes Beispiel aus seiner Berufserfahrung parat. Mit dem erlernten Grundwissen begannen wir einen herkömmlichen Spiralbohrer zu planen. Wir definierten dessen Geometrie, die zu verwendeten Schleifscheiben und -prozesse und die Reihenfolge der Bearbeitungsschritte. Mit wenigen Klicks und nach nur ein paar Minuten wägten wir uns in Sicherheit und dachten, die Sache wäre erledigt, so brachte doch die durchgeführte 3D-Simulation ein Modell am Bildschirm hervor, das einem Spiralbohrer auf den ersten Blick absolut ähnlich sah. Von der Leistung der Software NUMROTOplus waren wir noch dazu vollständig begeistert. Doch eigentlich hätten wir es bereits wissen müssen, dass die Besonderheiten der Präzisionswerkzeuge in den Details liegen…

Denn der Vollprofi unter uns, Herr Schairer, zeigte uns schnell Unstimmigkeiten an der Bohrerspitze auf. So lernten wir Details wie Querschneidenwinkel, Querversatz, Längsversatz, Öffnungswinkel, Einfahrwinkel und noch einige mehr aus der technischen Zeichnung zu entnehmen, am simulierten Werkzeug computerunterstützt zu messen und anhand der Ergebnisse das Schleifprogramm anzupassen. Und wie so oft im Leben, war es auch hierbei so, dass nach den schnellen ersten Schritten die letzten Meter, hier die Detailanpassungen, viel schwieriger waren und somit auch deutlich mehr Zeit in Anspruch nahmen. Doch pünktlich zum wohlverdienten Feierabend lag das CNC-Programm inkl. Wiederholungsübung vor. In den Folgetagen steigerten wir uns über komplexere Bohrergeometrien hin zu einem Stufenbohrer und festigten die gewonnenen Erkenntnisse. Zudem interessierte uns natürlich der Transfer des computerunterstützen Schleifprogramms in die Praxis, d. h. auf die CNC-Schleifmaschine. Hierfür zeigte uns Herr Schairer die chronologischen Vorgänge vom Abrichten der Schleifscheiben, über Einspielen und Korrigieren des Schleifprogramms, Durchführen der Bearbeitungsvorgänge und das abschließende Überprüfen auf einer optischen Messmaschine. Somit war der komplette Arbeitszyklus – analog zur „vollständigen Handlung“ unserer Schüler – kennengelernt und geübt. Zufrieden zogen wir ein gemeinsames Fazit und verabredeten uns für das nächste Treffen im Januar, wenn Herr Schairer in Bad Neustadt zu Gast sein wird.

Herr Ganz und ich bedanken uns nochmal ausdrücklich für die Realisierung des Betriebspraktikums bei der Fa. GÜHRING KG. Darüber hinaus bedanken wir uns für die hervorragende Durchführung und Betreuung bei Herrn Schairer. Denn nicht nur während der Arbeitszeit, sondern auch nach Feierabend stand er äußerst hilfsbereit mit Rat und Tat zur Seite und zeigte uns so manche kulinarische Besonderheit im Raum Albstadt auf. Wir werden uns im Januar revanchieren…

von StR Sebastian Tomm

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